Walnussbaumpflanzungen sollten der kleinen Unionsrepublik in den 1970er Jahren ein individuelles Antlitz geben. Unterwegs nach Süden begleiten uns Alleen dieser anspruchslosen Bäume unaufhörlich. Auch die Straßen stammen scheinbar aus jener Zeit und weisen Ähnlichkeiten mit der Baumrinde auf: eine tiefe Maserung beherrscht die Schotterpisten, ausgefahrenen Spuren mit breiten dunklen Adern aus Bitumen ziehen sich über das hüglige Land. Der Geschwindigkeitsanspruch korrigiert sich auf durchschnittlich 30 km/h.
Unser Ziel ist Volintiri, nahe der ukrainischen Grenze, wo der Verein Active Commons e.V., wie in vielen anderen Dörfern Moldaus, ukrainische Flüchtlinge unterstützt, indem er die Häuser von Gastgebern, aber auch verlassenen Gebäude, unter ökologisch-energetischen Aspekten saniert. In zehn Häusern und fünf Gastfamilien fanden ukrainische Gäste Obdach. Diese unmittelbare Hilfe ist langfristiger und weit über die Flüchtlingssituation hinaus gedacht und Volintiri auf dem Weg zu einem modernen Dorf.
In der zweiten Etage des Rathauses erwartet ein großer Aufenthalts- und Spielraum und warmes Mittagessen die Kinder aus sozial schwachen Familien des Dorfes. Unkompliziert, wie im Kloster Călărășeuca, können auch wir in zwei Räumen nächtigen, in Betten, in denen Flüchtlinge eine erste Unterkunft fanden. Igor Hincu, der Bürgermeister, bringt am Abend Heizstrahler vorbei. Kein Unterschied ist festzustellen zwischen religiöser und staatlicher Humanität.