Galina und Jegor

Der Fluchtbericht stammt nicht von den abgebildeten Personen.

Konstantin K., 62 Jahre, und Olga K., 58 Jahre, aus Mirnograd
Foto: © Frank Gaudlitz

Galina und Jegor

Wir wohnten gleich am Meer, wo die Schiffe stehen. Wir haben Sehnsucht nach dem Meer. Am 24 2. sind wir losgefahren, am 25.2. angekommen. An der Grenze haben wir lange gestanden. Schon vor dem Krieg haben wir auf gepackten Koffern gesessen mit den wichtigsten Sachen. Es gab viele Gespräche, ob es Krieg gibt, das hatte eine fast hypnotische Wirkung, aber trotzdem haben wir nicht daran geglaubt. Unsere Tochter war damals im 6. Monat schwanger und wir sind alle auf die Datscha gefahren, aber es kamen auch dort Raketen und wir sind gleich weiter über die Grenze zu Moldawien nach Palanca gefahren. In Ştefan Vodă saßen wir in einem Café, müde, und wussten nicht wohin.  Uns wurde im Café ein Haus in Volintiri angeboten, einfach so. Uns war kalt, es war Februar, mein Enkelsohn hatte große Angst und schon eine Woche nicht mehr gesprochen. Wir sind geblieben. Später ist meine Tochter mit Ihrer Familie weitern nach Westeuropa gefahren. Ihr Sohn ist in Deutschland geboren.

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Unterwegs

Von Paulus Adelsgruber

Tamara C., 79 Jahre, aus Sokirjany, Rayon Czernowitz
Foto: © Frank Gaudlitz

Von Otaci geht es nach Edineţ, hier vermittelt uns die NGO Areap Kontakte zu Privathäusern und zwei Wohnheimen. Die Menschen, die wir treffen, stammen unter anderem aus Charkiw, Chmelnyzkyj und Cherson. Die 79-jähre Tamara Z. aus der Oblast Czernowitz ist im Haus von Verwandten im Dorf Șofrîncani bei Edineţ untergebracht, in der Nähe des Enkels. Einer ihrer Söhne war in der Sowjetzeit Matrose bei den U-Boot-Verbänden in Sewastopol, sie hält sein Soldatenbild in die Kamera. Ihre Betroffenheit ist groß: „Im Krieg bin ich geboren, im Krieg werde ich vielleicht sterben“. Ein paar Straßen weiter lebt Elena K. aus Charkiw. Sie kennt das Dorf gut, hat sie doch als Frau eines hiesigen Landwirts periodisch hier gelebt. Dieser hat sie allerdings zu Corona-Zeiten verlassen, als sie in der Ukraine festsaß. Immerhin konnte sie nun im leerstehenden Haus von Freunden unterkommen und wird auch vom Exmann unterstützt.

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Otaci und die Mahnmale der Vermessenheit

Von Frank Gaudlitz

Feier. Foto: © Frank Gaudlitz
Feier
Foto: © Frank Gaudlitz

Etwa die Hälfte der Einwohner von Otaci besteht aus der ethnischen Gruppe der Roma. Deutlich wird das Stadtbild von ihren imposanten Villen geprägt. Viele der mehretagigen Baukörper befinden sich im Rohbau und dienen vor allem als Tragkonstruktion der prachtvollen Metalldächer, die strahlen, wie von orthodoxen Kirchen.

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Valentina und Viktoria aus Dnipro

Valentina S., 69 Jahre, mit ihrer Enkelin Viktoria R., 13 Jahre, aus Dnipro
Foto: © Frank Gaudlitz

Valentina und Viktoria aus Dnipro

Wir dachten nicht, solange in Moldau bleiben zu müssen. Im Sommer wohnten wir im verlassenen Elternhaus meines Schwiegersohns. Nun wird es Winter. Der Ofen ist kaputt und überall Mäuse. In Dnipro haben wir eine Drei-Zimmer-Wohnung in einem Block, die Schränke voll mit warmer Kleidung. Meine Tochter und ihr Mann sind dort geblieben, sonst wird ihnen gekündigt. Sie müssen Geld verdienen.

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Die immerwährenden Gesänge der Nonnen im Kloster Călărășeuca

Von Frank Gaudlitz

Kloster Călărășeuca
Foto: © Frank Gaudlitz

Aus der Klosterkirche klingen hohe Frauenstimmen, als wir um ein Nachtlager bitten.

Der Schlafsaal mit elf Betten, in dem vor kurzen noch ukrainische Kriegsflüchtlinge untergebracht waren, wird unsere Bleibe für die kommenden Tage. Ein Klavier ist neben den Betten das einzige Möbel.

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Alexandra B. aus Cherson

Der Fluchtbericht stammt nicht von den abgebildeten Personen.

Natascha B., 37Jahre, aus Cherson mit ihrem Sohn Volodimir; Viktoria S., 29 Jahre, aus Charkiv | Foto: Frank Gaudlitz
Natascha B., 37 Jahre, aus Cherson mit ihrem Sohn Volodimir; Viktoria S., 29 Jahre, aus Charkiv
Foto: Frank Gaudlitz

Alexandra B. aus Cherson

Ich wurde an einem Checkpoint angehalten. Zwei Russen und ein Tschetschene haben mich aus dem Bus geholt. Auf meinem Handy waren ukrainische Symbole. Sie sagten, dass ukrainische Symbole verboten sind und dass wir ihre Untertanen sind und dass sie mich 15 Jahre ins Gefängnis stecken.

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Die wartenden Helfer von Otaci

Grenzübergang Otaci – Mohyliv Podilskyj

Von Frank Gaudlitz

Dumitru. Foto: Frank Gaudlitz
Dumitru
Foto: Frank Gaudlitz

Der blaue Punkt BLUE DOT zeigt Hilfe an. Hilfe und Hoffnung.

Dumitru ist einer der Helfer, die 24 Stunden, 7 Tage die Woche auf Flüchtlinge wartend das Unicef-Büro offenhalten. Ein Spielzimmer ist eingerichtet, eine Ecke zur psychologischen Betreuung und ein Entspannungsraum, wo sich An-kommende einige Stunden erholen können, auf Klappbetten zwischen Palmenparavanen.

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In den Norden, nach Otaci

Von Paulus Adelsgruber

An der Straße von Chișinău nach Otaci. Foto: © Frank Gaudlitz
An der Straße von Chișinău nach Otaci.
Foto: © Frank Gaudlitz

Die Straße bis Soroca ist in perfektem Zustand, sie wurde 2015 von den USA finanziert. Das Anschlussstück bis Otaci ist noch eine Holperpiste, ein Finanzie-rungsentwurf des IWF liegt am Tisch. An der Weggabelung kaufen wir bei Straßenhändlern einige Paprika und Äpfel. Ukrainische Flüchtlinge gäbe es in ihrem Dorf derzeit nicht, früher ja, aber man habe schlechte Erfahrungen gemacht – sie halten doch nur die Hand auf und wollten nichts arbeiten, redet sich der beeinträchtigt wirkende Verkäufer in Rage.

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Chişinău

Von Paulus Adelsgruber

Flugzeug in Chişinău. Foto: © Frank Gaudlitz, 2022
Flugzeug in Chişinău
Foto: © Frank Gaudlitz, 2022

In der Hauptstadt Chişinău bin ich mit dem österreichischen Historiker Paulus Adelsgruber verabredet, der seit vier Jahren an der Staatlichen Universität der Moldau und der Staatlichen Pädagogischen Universität „Ion Creangă“ lehrt.

Gemeinsam wollen wir uns auf einen Streifzug entlang der moldauisch-ukrainischen Grenze begeben.

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