Die Moldau lag für lange Zeit abseits der Aufmerksamkeit von Medienvertretern. Journalisten und Touristen, die hierher finden, sind fasziniert von einer oft verklärten romanisch-slawischen Mischkultur, die das Land auf seinen 34.000 Quadratkilometern zu bieten hat. Mit Abstand den größten Teil stellt die rumänischsprachige Bevölkerung dar, mit einem Anteil von rund 80 Prozent. Sie identifiziert sich ganz überwiegend als „moldauisch“, und nur zu einem kleinen Teil als „rumänisch“.
„Bevölkerungsgruppen“ weiterlesenGrenzüberschreitungen 2:. Der Weg nach Pîrîta
Vadul lui Vodă, die Furt des Fürsten, wurde zur Sowjetzeit zum Erholungsareal erkoren.
Millionen Tonnen Sand schafften einen künstlichen Sandstrand am Dnjestr. Moldaus Copacabana protzt der Reiseführer.
„Grenzüberschreitungen 2:. Der Weg nach Pîrîta“ weiterlesenNina P.
Die Fluchtberichte stammen nicht von den abgebildeten Personen.
Nina P.
Ich hatte Pläne, ich hatte meine Vorstellungen und Ideen, wollte mich entwickeln. Aber jetzt lebe ich in der Schwebe. Ich weiß nicht, was ich jetzt machen kann. Die Menschen haben keine Träume mehr. Die Ideen und Träume sind verloren. Wir leben nur im Heute.
„Nina P.“ weiterlesenGrenzen und Nachbarn
Die Republik Moldau grenzt im Norden, Osten und Süden an die Ukraine, und zwar an die drei Oblasti Czernowitz, Wynnicja und Odessa. Den Meerzugang hatte man im Jahr 1940 verloren, als Stalin den Budschak der Ukraine zuschlug. Im Westen, den Pruth entlang, grenzt die Moldau an Rumänien. Annähernd parallel dazu, aber 50 bis 100 Kilometer in östliche Richtung entfernt, fließt der Nistru, Dnister oder Dnjestr dem Schwarzen Meer entgegen. Die drei Namen illustrieren die schwierige politische Gemengelage, vielleicht ist das der Grund, warum in Online-Karten der alte griechische Variante Tyra auftaucht. Er trennt das moldauische Kernland vom schmalen Landstreifen der russlandhörigen Separatistenrepublik Transnistrien.
„Grenzen und Nachbarn“ weiterlesenLarissa T.
Der Fluchtbericht stammt nicht von den abgebildeten Personen.
Larissa T.
Mein Mann war in Sicherheit, in England, als Schiffskoch auf See. Ich aber blieb in Odessa. Jede Nacht schlief ich mit aller Kleidung. Ich hatte sogar Angst unter die Dusche zu gehen und die Kinder allein zu lassen. Dann steht man unter der Dusche und die Rakete kommt.
„Larissa T.“ weiterlesenSofia B.
Der Fluchtbericht stammt nicht von den abgebildeten Personen.
Sofia B.
Sofia B. aus dem besetzten Cherson und ihr erwachsener Sohn umrundeten halb Osteuropa, um letztendlich der russischen Einflusssphäre zu entkommen. Da die neuen Machthaber 18- bis 35-jährigen Männern die Ausreise in ukrainisch verwaltetes Gebiet untersagten, blieb als Ausweg für sie nur eine gebuchte Busreise über die Krim (Filtrationslager Armjansk), Russland, das Baltikum und Polen – mehr als 4.700 Kilometer in sieben Tagen. Davon wartete man allein drei Tage lang am Grenzübergang zwischen Russland und Estland auf die Ausreise, mit rund 1.000 anderen und unter freien Himmel. Nach dem Ankommen auf der Krim habe man in Armjansk ein Filtrationslager durchlaufen, vor allem Männer wurden unter die Lupe genommen, doch auch sie kam an die Reihe. Sie habe aus ihrer ablehnenden Haltung gegenüber dem Referendum keinen Hehl gemacht. Die Unerschrockenheit dieser Frau beeindruckt mich. Man ließ sie passieren. Anfang Oktober erreichte Sofia schließlich die Kleinstadt Edineţ im Norden der Moldau. Hier traf sie ihre Mutter wieder, die Cherson mehrere Monate früher verlassen hatte.
„Sofia B.“ weiterlesenGrenzüberschreitungen 1: Der Weg nach Varniţa
Von Frank Gaudlitz
„Wir wissen selbst nicht, in welchem Land wir leben. Keiner weiß das.“ 180 Ziegen bewacht Anatoli auf einem alten Industriegelände, das aussieht, als ob eine russische Rakete schon vor langer Zeit eingeschlagen hat. Wir treffen ihn auf dem Weg nach Varniţa, dem letzten Dorf vor der Grenze. Die Situation ist kompliziert. Zuvor gilt es eine Exklave der Pridnestrowischen Moldauischen Republik, kurz Transnistrien, zu durchqueren, den Mikro-Rayon Nord-Bender.
„Grenzüberschreitungen 1: Der Weg nach Varniţa“ weiterlesenDonduseni
Von Paulus Adelsgruber
Das staatliche Flüchtlingsheim in der Bezirksstadt Donduseni ist nicht nur für die Bewohner ein Glücksfall in diesen schweren Tagen. Mit so einer Offenheit und positiven Stimmung hatten wir an einem Ort wie diesem nicht gerechnet. Die Geflüchteten (auch hier vor allem Frauen mit Kindern) stellten sich beinahe an, um mit uns in Kontakt zu kommen und fotografiert zu werden.
„Donduseni“ weiterlesenGalina und Jegor
Der Fluchtbericht stammt nicht von den abgebildeten Personen.
Galina und Jegor
Wir wohnten gleich am Meer, wo die Schiffe stehen. Wir haben Sehnsucht nach dem Meer. Am 24 2. sind wir losgefahren, am 25.2. angekommen. An der Grenze haben wir lange gestanden. Schon vor dem Krieg haben wir auf gepackten Koffern gesessen mit den wichtigsten Sachen. Es gab viele Gespräche, ob es Krieg gibt, das hatte eine fast hypnotische Wirkung, aber trotzdem haben wir nicht daran geglaubt. Unsere Tochter war damals im 6. Monat schwanger und wir sind alle auf die Datscha gefahren, aber es kamen auch dort Raketen und wir sind gleich weiter über die Grenze zu Moldawien nach Palanca gefahren. In Ştefan Vodă saßen wir in einem Café, müde, und wussten nicht wohin. Uns wurde im Café ein Haus in Volintiri angeboten, einfach so. Uns war kalt, es war Februar, mein Enkelsohn hatte große Angst und schon eine Woche nicht mehr gesprochen. Wir sind geblieben. Später ist meine Tochter mit Ihrer Familie weitern nach Westeuropa gefahren. Ihr Sohn ist in Deutschland geboren.
„Galina und Jegor“ weiterlesenUnterwegs
Von Paulus Adelsgruber
Von Otaci geht es nach Edineţ, hier vermittelt uns die NGO Areap Kontakte zu Privathäusern und zwei Wohnheimen. Die Menschen, die wir treffen, stammen unter anderem aus Charkiw, Chmelnyzkyj und Cherson. Die 79-jähre Tamara Z. aus der Oblast Czernowitz ist im Haus von Verwandten im Dorf Șofrîncani bei Edineţ untergebracht, in der Nähe des Enkels. Einer ihrer Söhne war in der Sowjetzeit Matrose bei den U-Boot-Verbänden in Sewastopol, sie hält sein Soldatenbild in die Kamera. Ihre Betroffenheit ist groß: „Im Krieg bin ich geboren, im Krieg werde ich vielleicht sterben“. Ein paar Straßen weiter lebt Elena K. aus Charkiw. Sie kennt das Dorf gut, hat sie doch als Frau eines hiesigen Landwirts periodisch hier gelebt. Dieser hat sie allerdings zu Corona-Zeiten verlassen, als sie in der Ukraine festsaß. Immerhin konnte sie nun im leerstehenden Haus von Freunden unterkommen und wird auch vom Exmann unterstützt.
„Unterwegs“ weiterlesen