Elena P., 38 Jahre und Walja R., 65 Jahre

Die Namen wurde aus Sicherheitsgründen geändert.

Julia B., 39 Jahre mit ihrem Sohn Seva, 6 Jahre, aus Kherson
Foto: © Frank Gaudlitz
Elena P., 38 Jahre und Walja R., 65 Jahre

Elena: Wir kommen aus Nova Kakhovka, das ist im Oblast Kherson. Wir sind am 7. April 2022 abgereist, eigentlich haben wir die Entscheidung schon am Vortag getroffen, weil sie gerade Butscha und Irpin geräumt hatten, haben morgens gepackt und sind losgefahren. Wir hätten nicht gedacht, dass es so lange dauern würde. Ursprünglich wollten wir auf die Krim, aber natürlich konnten wir nicht auf der Krim bleiben, weil wir nicht jeden Tag russische Flaggen sehen wollen, also sind wir weiter gefahren. Georgien lag am nächsten. Wir haben einen Wagen genommen, ich habe es nicht riskiert, alleine zu fahren, alleine auf russischen Straßen mit ukrainischen Nummernschildern. Damals war überhaupt nicht klar, wie und was, und soweit ich weiß, hatte nicht jeder ein positives Ende auf der Straße.

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Batumi I

Batumi, Europaplatz, 21. März 2023. Foto: © Frank Gaudlitz
Batumi, Europaplatz, 21. März 2023
Foto: © Frank Gaudlitz

Ende März ist in Batumi noch keine Touristensaison – die meisten Besucher kommen erst im Juni hierher. In den letzten Jahren aus der Türkei, den arabischen Ländern und Russland. Vor dem Krieg kamen viele ukrainische Touristen in die Stadt. Jetzt gibt es keine Flüge mehr. Seit Kriegsbeginn finden jedoch viele ukrainische Flüchtlinge andere Wege in die Stadt – über die Krim oder per Flug aus Polen.

Manche hatten Freunde oder Verwandte hier. Viele sind gekommen, weil das Leben hier billiger ist. Wir treffen mehrere ukrainische Frauen, deren Ehemänner oder Söhne als Seeleute auf internationalen Schiffen arbeiten, die oft die Türkei anlaufen – die türkische Grenze ist nur 15 km entfernt.

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Auf Argonautenwegen

Zwischen Kutaissi und Batumi. Foto: © Frank Gaudlitz
Zwischen Kutaissi und Batumi
Foto: © Frank Gaudlitz

Der Streik des Sicherheitspersonals am BER ließ unsere Maschine nach Kutaissi am 13. März am Boden. Erst eine Woche später hob sie in Richtung Georgien ab.

Kutaia war einst die Hauptstadt des Kolchischen Königreichs, dessen sagenhafter Reichtum schon die griechischen Mythen beflügelte. Hier stahlen die Argonauten das Goldenen Vlies, während sie vom angrenzenden Kaukasus Prometheus´ Stöhnen und den Flügelschlag des Adlers hörten, der in dessen Leber wühlt.

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Die Wechselfarben der Hauptstadt

Hotel National. Foto: © Frank Gaudlitz
Hotel National
Foto: © Frank Gaudlitz

In Moldaus Hauptstadt Chişinău geht der Moskauer Boulevard in die Kiewer Straße über und zeugt von alten Verbindungslinien.

Widersprüchlicher wird mit der Vergangenheit andernorts umgegangen.

Das ehemalige Hotel National, ein Bauwerk der sozialistische Moderne, wird zum Austragungsort politischer Haltungen zum Krieg.

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Die Ausgewiesenen

Foto: © Frank Gaudlitz

In jenem Chişinăuer Flüchtlingsheim, in dem hauptsächlich Roma aus der Ukraine untergebracht sind, treffen wir eine Gruppe von Menschen, die wir nicht am Radar gehabt hatten. Es handelt sich um vier Männer und drei Frauen mit nichtukrainischer Staatsbürgerschaft, die in den letzten Monaten aus der Ukraine ausgewiesen wurden. Die meisten von ihnen hatten sich zuvor selbst an die ukrainischen Migrationsbehörden gewandt, um ihren Aufenthalt zu legalisieren. Offenbar aus einer Vorahnung heraus, denn sie hatten teils jahrelang ohne die nötigen Papiere im Land gelebt.

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Natascha und Anton P.

Die Fluchtberichte stammen nicht von den abgebildeten Personen.

Natascha. Foto: © Frank Gaudlitz
Natascha
Foto: © Frank Gaudlitz

Natascha und Anton P.

Natascha: Am 1. Juli erlebten wir einen Raketenangriff. Zwei Raketen zerstörten ein Sanatorium. Eine weitere traf den Nebeneingang in unserem Block. Bis zur 5. Etage war alles zerstört. 22 Menschen sind gestorben. Wir mussten sie ohne Kopf begraben. Die Kinder wurden nach Deutschland gebracht.

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Tatjana V.

Die Fluchtberichte stammen nicht von den abgebildeten Personen.

Olga M., 33 Jahre, mit ihrem Ehemann Nazarij, 33 Jahre, und Tochter Anastasia, 12 Jahre, aus Bukatynka
Foto: © Frank Gaudlitz

Tatjana V.

In den ersten zwei Wochen lebten wir im Luftschutzkeller. Ich hatte am 6. März Geburtstag und meine Nachbarn haben einen Tisch gedeckt und einen Kuchen gebacken. Ich habe mein Jubiläum im Keller verbracht.

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Vision Volintiri – Es gibt Hoffnung, wenn man sich engagiert

Richtung Volontiri. Foto: © Frank Gaudlitz
Richtung Volontiri
Foto: © Frank Gaudlitz

Walnussbaumpflanzungen sollten der kleinen Unionsrepublik in den 1970er Jahren ein individuelles Antlitz geben. Unterwegs nach Süden begleiten uns Alleen dieser anspruchslosen Bäume unaufhörlich. Auch die Straßen stammen scheinbar aus jener Zeit und weisen Ähnlichkeiten mit der Baumrinde auf: eine tiefe Maserung beherrscht die Schotterpisten, ausgefahrenen Spuren mit breiten dunklen Adern aus Bitumen ziehen sich über das hüglige Land. Der Geschwindigkeitsanspruch korrigiert sich auf durchschnittlich 30 km/h.

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Olga K.

Der Fluchtbericht stammt nicht von den abgebildeten Personen.

Ludmilla K.,23 Jahre, aus Kiew. Foto: © Frank Gaudlitz
Ludmilla K.,23 Jahre, aus Kiew
Foto: © Frank Gaudlitz

Mein Mann ist Oberstleutnant. Er und seine Kollegen wurden am 22.2.2022 gewarnt, dass etwas kommt. Am 23. Februar sind wir losgefahren, 1200 Kilometer nach Winnyzja. Dort sind wir zwei Tage geblieben, dann weiter nach Mohyliv Podilskyj an die Grenze, dort haben wir Verwandtschaft. Mein Mann ist in Kramatorsk stationiert und oft an der Frontlinie in Slaviansk. Die Fotos, die er schickt, sind schrecklich.

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Nina P.

Die Fluchtberichte stammen nicht von den abgebildeten Personen.

Natalja. Foto: © Frank Gaudlitz
Natalja K., 39 Jahre, mit ihrer Tochter Sofia Ivleva, 10 Jahre, aus Vinnica
Foto: © Frank Gaudlitz

Nina P.

Ich hatte Pläne, ich hatte meine Vorstellungen und Ideen, wollte mich entwickeln. Aber jetzt lebe ich in der Schwebe. Ich weiß nicht, was ich jetzt machen kann. Die Menschen haben keine Träume mehr. Die Ideen und Träume sind verloren. Wir leben nur im Heute.

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